Heinz Herbert Mann Heinz Herbert Mann

Marcel Duchamp 1917

Heinz Herbert Mann Marcel Duchamp 1917 (fountain)

Zum Inhalt

Einleitung
Von der Armory Show zur First Annual Exhibition
of the Society of Independent Artists 9
The »Indeps« — The Fountain 19
Die Signatur "R. Mutt" —
Überlegungen zur Wortmagie 23
Legende und Legenden 32
The Blind Man No. 1 53
The Blind Man No. 2 86
Die Photographie von Alfred Stieglitz 93
Der Hintergrund ohne Namen 125
Die Photographie des Studios 142
Literaturverzeichnis 151
Register 158
Abbildungsverzeichnis und -nachweis 160

Aus dem Vorwort

Texte, Sätze, einzelne Worte, ja sogar Signaturen erscheinen manchem Betrachter eines Kunstwerkes mitunter als fremde, den gesamten Eindruck des Bildwerks störende Motive. Vielleicht werden Texte im Bild gerade deshalb wenig beachtet und bisweilen sogar geflissentlich übersehen. Demgegenüber werden jedoch die Ansammlungen von Kommentaren, die zu Kunstwerken verfaßt werden, keineswegs ignoriert. Sie sind vielmehr zum festen Bestandteil unseres modernen Kunst- und Ausstellungsbetriebs geworden. Marcel Duchamps Aktivitäten in New York um 1917, seine Ausstellungskonzepte und individuellen künstlerischen Formen von Public Relations, auch seine Nutzung und Benutzung der Medien können als paradigmatisch für die Kunst im 20. Jahrhundert angesehen werden. Nahezu alle Kunsthistoriker, die mit dem Werk Marcel Duchamps befaßt waren und darüber geschrieben haben, sind einhellig zu der Überzeugung gelangt, daß die Bedeutung von Duchamps Einsichten in die Prozesse der modernen Kunst für das Verständnis der Kultur unserer Zeit schwerlich überschätzt werden kann. Vielleicht ist es diese grundsätzliche Einmütigkeit, die einige Autoren verführt, leichthin und ohne jeden leisen Zweifel an der Zuverlässigkeit tradierter Informationen Details zu übernehmen, statt die historischen Ereignisse präzise zu rekonstruieren. Von den falschen Schlußfolgerungen leichtfertiger Verfasser, deren Prämissen sogar schon zu beanstanden sind, wird im folgenden ebenso zu handeln sein, wie auch von den Ergebnissen sorgfältiger und gründlicher Autoren. Gerade die landläufige Bekanntheit einiger Kunstobjekte Duchamps mag die Ursache dafür sein, daß oft und öfter schon dazu Gesagtes beständig wiederholt und weiterverwendet wird. Dabei befördern die Variationen des Immergleichen im Laufe der Zeit die anfänglichen Vermutungen zu vermeintlichen Tatsachen. Besonders das Pissoirbecken, das auf die Rückseite gelegte Urinal von 1917, das Duchamp geradezu euphemistisch mit dem englischen Titel Fountain versah und der Kunstgeschichte der Moderne als diskutables Thema hinterließ, ist von Anfang an ein herausragendes Beispiel für die Art und Weise, wie Legenden in der Kunstliteratur entstehen und tradiert werden. Folglich steht dieses wohl prominenteste Ready-made Duchamps im Mittelpunkt des Buches. Das Wichtigste und das Neue innerhalb der mittlerweile nicht mehr leicht überschaubaren Duchamp-Literatur ist dabei die Interpretation des vollständigen Kontextes, der mit den beiden Ausgaben der Zeitschrift The Blind Man geliefert wird. Die kunsthistorische Forschung zum Fountain hat erstaunlicherweise nämlich die massiven Hinweise in den zeitgenössischen Texten von The Blind Man nahezu gänzlich vernachlässigt.


Beim Verlag vergriffen

Silke Schreiber Verlag
Inh. Dr. Luise Metzel
Agnesstraße 12
D-80798 München


Silke Schreiber Verlag

Erhältlich als open-access-publikation


Internet: Heinz Herbert Mann |
erstellt: 26.01.2001 | geändert: 2023.10.30 | author: Heinz Herbert Mann